In der Rei­he „Bo­bin­ger Ge­schich­ten" ver­öf­fent­lich­te der Her­ba Wer­be­ver­lag Baur GmbH ein In­ter­view mit der Rek­to­rin Frau Glock­ner, das wir hier – mit freund­li­cher Ge­neh­mi­gung des Ver­la­ges – wie­der­ge­ben. Das In­ter­view führ­te die Ver­lags­mit­ar­bei­te­rin An­ja Fi­scher.

Rektorin Gabriele Glockner

BG: Frau Glock­ner, Sie sind seit 2011 Schul­lei­te­rin der Grund­schu­le an der Sin­gold. Wie ha­ben Sie die Zeit bis­her emp­fun­den?

 

Ga­brie­le Glock­ner: Die Zeit war ge­füllt mit vie­len in­ter­es­san­ten und neu­en Auf­ga­ben, die teil­wei­se nicht im­mer ein­fach zu lö­sen wa­ren. Ins­ge­samt aber war es ein sehr er­fül­len­des ers­tes Schul­jahr. Ich bin in ein sehr en­ga­gier­tes Kol­le­gi­um herz­lich auf­ge­nom­men wor­den und wir ha­ben be­reits im ers­ten Schul­jahr ge­mein­sam ein gro­ßes Pro­jekt in An­griff ge­nom­men.

 

BG: Was ist das für ein Pro­jekt?

 

Ga­brie­le Glock­ner: Das Schlag­wort da­zu lau­te­te „Ge­mein­sam un­ter dem Re­gen­bo­gen – Le­ben und Ler­nen un­ter dem Re­gen­bo­gen“. Es ist wich­tig, dass Kin­der sich in der Schu­le wohl­füh­len und dort ger­ne ler­nen. Auch die Kol­le­gen, die hier ar­bei­ten, sol­len ger­ne hier sein.

Das Pro­jekt be­inhal­tet die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Schul-Mot­to, zu­nächst in­ner­halb des Pro­jekt­teams, dann des Kol­le­gi­ums und vor­al­lem der Klas­sen. Dar­aus re­sul­tie­ren kon­kre­te Zie­le, die wir uns ste­cken, und Ak­ti­onen, die uns die­se Zie­le er­rei­chen las­sen.

Hier­zu ha­ben wir in un­ter­schied­li­chen Grup­pen in­ten­siv dis­ku­tiert und ge­ar­bei­tet und vie­le Ide­en ent­wi­ckelt - bis hin zm letz­ten Schul­fest, das un­ter dem The­ma „Frie­den“ stand ...

 

BG: Was macht für Sie ein ge­lun­ge­nes

Schul­fest aus?

 

Ga­brie­le Glock­ner: Das Ge­lin­gen ei­nes Schul­fes­tes be­ginnt schon beim Pla­nen, wenn in der Kon­fe­renz ge­mein­sam das „Wie“ und „Was“ be­spro­chen wird und das Kol­le­gi­um vor Ein­fäl­len nur so sprüht. Beim Fest sel­ber: Be­geis­ter­te und strah­len­de Kin­der, El­tern, die sich in ge­sel­li­ger Run­de über Bei­trä­ge ih­rer Kin­der freu­en und ent­spannt Ein­blick in die schu­li­sche Welt neh­men kön­nen, ab­seits von Haus­auf­ga­ben und Co. Es ge­hö­ren ganz vie­le hel­fen­de Hän­de und dienst­ba­re Geis­ter da­zu, dass es ge­lingt.

 

BG: Schu­le be­steht ja nicht nur aus Fes­ten. Wie se­hen bei Ih­nen die Re­geln für den Schul­all­tag aus? Wor­auf le­gen Sie Wert?

 

Ga­brie­le Glock­ner: Ich kann nur gut ar­bei­ten und ler­nen, wenn ich mich wohl­füh­le. 

 

Des­halb ha­ben wir ge­mein­sam in sie­ben Punk­ten zu­sam­men­ge­fasst, was uns wich­tig ist:

  • Je­der Mensch ist wert­voll.
  • Je­der ach­tet die Mei­nung des An­de­ren.
  • Je­der darf oh­ne Angst re­den.
  • Je­der darf glau­ben, was er will.
  • Kei­ner darf den An­de­ren ver­let­zen.
  • Je­der ach­tet das Ei­gen­tum des An­de­ren.
  • Je­der hat das Recht auf ei­ne gu­te Schul­bil­dung.

Al­le Schü­ler ken­nen die­se Punk­te, die im Un­ter­richt im­mer wie­der be­spro­chen wer­den.

 

BG: Wie kön­nen sol­che Re­geln durch­ge­setzt wer­den?

 

Ga­brie­le Glock­ner: Das Wich­tigs­te ist, dass das Kol­le­gi­um ge­wis­sen­haft dar­auf ach­tet. Die Re­geln müs­sen ein­ge­for­dert und auch vor­ge­lebt wer­den, und zwar mit gro­ßer Kon­se­quenz: man muss im­mer am Ball blei­ben. Die Punk­te, die uns wich­tig sind, wur­den für die un­ter­schied­li­chen Klas­sen­stu­fen al­ters­ge­recht auf­be­rei­tet und als kon­kre­te, in den Schul­all­tag pas­sen­de Re­geln for­mu­liert. Im letz­ten Jahr ha­ben wir im­mer sechs Wo­chen lang ein­zel­ne die­ser Ver­hal­tens­re­geln trai­niert. Die­se hat­ten wir im Vor­feld de­mo­kra­tisch mit al­len Schul­kin­dern aus­ge­sucht. Die Klas­sen ha­ben zu je­der Re­gel Bil­der ge­stal­tet. Je­de Wo­che wur­de Rück­schau ge­hal­ten, ob es schon klappt.

 

BG: Was wa­ren das für Punk­te?

 

Ga­brie­le Glock­ner:

  • Wir ge­hen rück­sichts­voll mit­ein­an­der um!
  • Wir ver­mei­den Lärm!
  • Wir ge­hen zü­gig ins Klas­sen­zim­mer!
  • Wir ach­ten auf ein sau­be­res Schul­haus!

BG: Der Re­gen­bo­gen als Schul­sym­bol steht als Zei­chen für die Ge­mein­schaft. Was wün­schen Sie sich für ih­re Schul­ge­mein­schaft?

 

Ga­brie­le Glock­ner: Der Re­gen­bo­gen ist bunt. Das steht für mich auch für die bun­te Viel­falt an Men­schen und We­sens­ar­ten, die in der Schu­le zu­sam­men­kom­men. Der Bo­gen stellt für mich ein Schutz­schild dar, un­ter dem man sich ge­bor­gen und wohl füh­len kann. Wenn ein Re­gen­bo­gen am Him­mel er­scheint, ist das et­was be­son­de­res, das ei­nen auf­bli­cken lässt. Man lässt die Ar­beit lie­gen und geht ans Fens­ter, um zu schau­en. Das wün­sche ich mir für hier auch: die Mög­lich­keit, im­mer mal wie­der in­ne­zu­hal­ten und den Blick auf et­was Neu­es rich­ten zu kön­nen, im­mer wie­der ei­ne Ge­le­gen­heit zum Stau­nen zu ha­ben und die­ses Stau­nen mit­zu­neh­men, wenn der All­tag da ist und der Re­gen­bo­gen sich wie­der ver­birgt. Da­zu passt ein chi­ne­si­sches Sprich­wort:

„Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du den Kindern den Regenbogen zeigst.

Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“