ErasmusPlus KA1

 

Lernen von und mit Europa

 

24.04.2018 - 29.04.2018: Interkulturelles Lernen Portugal

 Tag 1: Auf nach  Por­tu­gal

 

Nach ei­nem ru­hi­gen und ent­spann­ten Flug landen wir in Lis­sa­bon. Schon wäh­rend dem Lan­de­an­flug hat­ten wir ei­ne tol­le Sicht auf die Stadt!

Um un­se­ren Ziel­ort Caldas da Rain­ha zu er­rei­chen fahren wir erst mit der Me­tro durch Lis­sa­bon und vom Bus­bahn­hof wei­ter durch die schö­ne, früh­lings­haf­te Land­schaft Por­tu­gals. Auch die­ser Teil der Rei­se verläuft - dank der freund­li­chen und auf­merk­sa­men Por­tu­gie­sen - sehr an­ge­nehm.

 

Caldas da Rain­ha hat ca 50.000 Ein­woh­ner und liegt 88 km nörd­lich von Lis­sa­bon in der Nä­he der At­lan­tik­küs­te. Be­kannt ist der Ort als Stadt der Ke­ra­mik und als Ther­mal-Kur­ort.

Mor­gen star­ten wir mit un­se­rer Fort­bil­dung zum The­ma in­ter­kul­tu­rel­les Ler­nen, jetzt aber las­sen wir den Abend noch in ei­nem ge­müt­li­chen por­tu­gie­si­schem Lo­kal aus­klin­gen.

Wir freu­en uns auf vie­le tol­le Ta­ge!

 Tag 2: An­de­re Län­der, an­de­re Schu­len

 

Heu­te geht es end­lich los! Wir ler­nen die an­de­ren Kurs­teil­neh­mer ken­nen und wer­den sehr herz­lich auf­ge­nom­men.
Dann geht es gleich zur ört­li­chen Ge­samt­schu­le, die uns von ei­ner Leh­re­rin vor­ge­stellt und ge­zeigt wird. Die Schu­le hat et­wa 1.300 Schü­ler und 120 Leh­rer, die Schü­ler kom­men aus Caldas da Rain­ha und den um­lie­gen­den Or­ten.
Wäh­rend der Be­sich­ti­gung die­ser Schu­le er­fah­ren wir viel über das por­tu­gie­si­sche Bil­dungs­sys­tem, das vor 10 Jah­ren grund­le­gend ge­än­dert wur­de. Um Geld auf der or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ebe­ne zu spa­ren wur­den gro­ße Schul­ver­bän­de ge­bil­det, die sich aus meh­re­ren Kin­der­gär­ten, Grund­schu­len und Ge­samt­schu­len zu­sam­men­set­zen.

 

Das Be­son­de­re an den por­tu­gie­si­schen Ge­samt­schu­len ist, dass auch be­rufs­bil­den­de Klas­sen, wie zum Bei­spiel Me­cha­tro­nik, Bild- und Ton­tech­nik und De­sign, in­te­griert sind.
Nach die­sem sehr in­ter­es­san­ten Vor­trag geht es für uns in die Grup­pen­ar­beit. Hier ler­nen wir die Schul­sys­te­me aus Po­len, Grie­chen­land und Ru­mä­ni­en, aber auch die ver­schie­de­nen Tä­tig­keits­fel­der un­se­rer Kol­le­gin­nen ken­nen.
Den Nach­mit­tag ver­brin­gen wir ge­mein­sam in Lis­sa­bon und be­su­chen ei­ni­ge der wich­tigs­ten Se­hens­wür­dig­kei­ten.

 Tag 3: Kom­pe­ten­zen des 21. Jahr­hun­derts

 

Zu Be­ginn des Vor­mit­ta­ges be­schäf­ti­gen wir uns mit dem eu­ro­päi­schen Re­fe­renz­rah­men der Kom­pe­ten­zen des 21. Jahr­hun­derts. Nach ei­nem kur­zen theo­re­ti­schen In­put geht es gleich in die Pra­xis und wir müs­sen in Grup­pen­ar­beit Auf­ga­ben zu den 8 Kom­pe­ten­zen er­fül­len, wie zum Bei­spiel ein Rol­len­spiel zum The­ma Mob­bing er­fin­den oder ge­mein­sam an­hand von Bild­kar­ten ei­ne Ge­schich­te ent­wi­ckeln und prä­sen­tie­ren. Da­bei ist den Auf­trä­gen die je­weils be­nö­tig­ten Kom­pe­ten­zen nicht an­zu­se­hen, wir müs­sen die­se dann pas­send zu­ord­nen.

Im zwei­ten Teil des Vor­mit­ta­ges be­fas­sen wir uns mit dem The­ma Krea­ti­vi­tät. Zum ei­nen, wie wir die Krea­ti­vi­tät un­se­rer Schü­le­rin­nen und Schü­lern för­dern kön­nen, zum an­de­ren un­ter­su­chen wir, wel­che Ei­gen­schaf­ten ei­nen krea­ti­ven Leh­rer aus­ma­chen.

Am Nach­mit­tag er­stel­len wir da­zu pas­sen­de Pla­ka­te. Auf al­len Pla­ka­ten war zu er­ken­nen, dass ein Leh­rer fol­gen­de Qua­li­fi­ka­tio­nen mit­brin­gen muss: know­ledge, skills and at­ti­tu­des.

 

 In der Grup­pe dis­ku­tie­ren wir be­son­ders über die Fä­hig­kei­ten und Ein­stel­lung des Leh­rers. Es stellt sich her­aus, dass für al­le Teil­neh­mer fol­gen­de skills und at­ti­tu­des von be­son­de­rer Be­deu­tung sind: Em­pa­thie­fä­hig­keit, Op­ti­mis­mus, Of­fen­heit, Hu­mor, Team­fä­hig­keit und Ge­duld.

Um all das Ge­lern­te an­zu­wen­den und zu fes­ti­gen ent­wer­fen wir in Grup­pen ei­ni­ge Un­ter­richts­ent­wür­fe zum The­ma Eu­ro­pa und prä­sen­tier­ten uns die­se im An­schluss ge­gen­sei­tig.

Nach dem of­fi­zi­el­len Kurs­pro­gramm geht es für uns in die Alt­stadt von Caldas da Rain­ha, wo wir die Fest­lich­kei­ten zum por­tu­gie­si­schen Un­ab­hän­gig­keits­tag ge­nie­ßen. Ge­stal­tet wird das Pro­gramm vom ört­li­chen Or­ches­ter und Folk­lo­re-Grup­pen. Dies er­in­nert uns sehr an die Tän­ze, die wir an­läss­lich der Eras­mus­fahrt nach Zy­pern mit un­se­ren Klas­sen ein­stu­diert hat­ten.

Kul­tu­rell ab­ge­run­det wird der Tag durch ein tra­di­tio­nell por­tu­gie­si­sches Es­sen mit al­len Kurs­teil­neh­mern.

 Tag 4: Con­flict Ma­nage­ment

 

Der vier­te Tag stand ganz un­ter dem Mot­to "con­flict ma­nage­ment". Zu­nächst er­ar­bei­ten wir die 4 wich­tigs­ten Ar­ten von Kon­flik­ten und de­ren Ur­sa­chen.

In ei­ner sehr ge­winn­brin­gen­den Grup­pen­ar­beit (Vie­rer­teams) stellt danach je­des Mit­glied ei­nen Kon­flikt aus dem ei­ge­nen Un­ter­richt vor, die an­de­ren Mit­glie­der müs­sen dann ent­we­der in die Rol­le der Par­tei, die eben­falls in den Kon­flikt ver­wi­ckelt ist, schlüp­fen und die Sicht­wei­se schil­dern oder Lö­sun­gen vor­schla­gen. Die letz­te Auf­ga­be ist es, ei­nen Aus­blick in die Zu­kunft zu ge­ben. Auf die­sem Weg ist es mög­lich, Kon­flik­te aus un­ter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven zu be­leuch­ten und er­folg­ver­spre­chen­de Lö­sungs­an­sät­ze zu fin­den.

Als nächs­tes prä­sen­tie­ren wir ei­nen der vor­ge­stell­ten Kon­flik­te als Rol­len­spiel: Die an­de­ren Kurs­teil­neh­mer sol­len da­bei be­son­ders dar­auf ach­ten, wie das Pro­blem ge­löst wird. Da­bei fällt auf, dass Kon­flik­te mit­hil­fe un­ter­schied­li­cher Stra­te­gi­en be­wäl­tigt wer­den kön­nen, als da sind:

  • com­pro­mi­sing
  • col­la­bo­ra­ting
  • avo­iding
  • ac­cep­ting
  • im­po­sing
 

Als nach­hal­tigs­te Stra­te­gie stellt sich das col­la­bo­ra­ting her­aus, da hier­bei ei­ne dau­er­haf­te, für al­le Be­tei­lig­ten pas­sen­de Lö­sung er­ar­bei­tet wird.

Be­son­ders be­ein­dru­ckend an die­sem Vor­mit­tag ist für uns zu er­fah­ren, mit wel­chen Pro­ble­men die Leh­rer aus an­de­ren Län­dern kon­fron­tiert wer­den. Für die an­de­ren Leh­rer wie­der­um war es span­nend, von uns zu er­fah­ren, wel­che Mög­lich­kei­ten und Hand­lungs­mus­ter wir zur Ver­fü­gung ha­ben, um mit der­ar­ti­gen Si­tua­tio­nen um­zu­ge­hen.
Nach der Mit­tags­pau­se be­schäf­ti­gen wir uns mit dem The­ma Out­door Edu­ca­ti­on, als ei­nen Weg, den Un­ter­richt in­ter­es­sant und mo­ti­vie­rend zu ge­stal­ten. Uns wird klar, dass wir be­reits vie­le Ele­men­te da­von in un­se­ren Un­ter­richts­all­tag in­te­grie­ren, wie zum Bei­spiel Un­ter­richts­gän­ge in den Wald, zur Feu­er­wehr oder zur Er­leb­nis­päd­ago­gik in der Kir­che. Im Aus­tausch er­fah­ren wir auch, dass in den an­de­ren Län­dern, im Ge­gen­satz zu Bay­ern, ak­tiv-ent­de­cken­des Ler­nen auch au­ßer­halb der Klas­sen­zim­mers, nicht ex­pli­zit vom Lehr­plan ge­for­dert wird.

Zum Ab­schluss die­ses lehr­rei­chen Ta­ges nut­zen wir das schö­ne Wet­ter und ma­chen ei­nen Aus­flug an den At­lan­tik.

 Tag 5: Mo­ti­va­ti­on

 

Das gro­ße The­ma des heu­ti­gen Ta­ges lau­tet "Mo­ti­va­ti­on". Zu­nächst be­fas­sen wir uns mit den ver­schie­de­nen Ar­ten: der in­trin­si­schen und ex­trin­si­schen Mo­ti­va­ti­on. Wir er­ör­tern die Be­deu­tun­gen die­ser bei­den For­men für den Un­ter­richt bzw. das Ler­nen. Mit­hil­fe ver­schie­de­ner Ver­stär­ker ha­ben wir als Leh­rer die Chan­ce, die Mo­ti­va­ti­on un­se­rer Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu be­ein­flus­sen. Wir sind uns al­le ei­nig, dass Lob und An­er­ken­nung von ganz be­son­de­rer Be­deu­tung sind. In der Dis­kus­si­on er­ken­nen wir aber auch, dass die Fa­mi­lie ei­ne eben­so gro­ße Rol­le beim Auf­bau des Lern­wil­lens spielt. Ins­be­son­de­re von un­se­ren Kol­le­gin­nen aus Ru­mä­ni­en, Grie­chen­land und Lett­land er­fah­ren wir, dass sehr vie­le Fa­mi­li­en ei­ne ho­he Er­war­tung an die Bil­dung ih­res Kin­des ha­ben, wor­un­ter die Kin­der letzt­end­lich sehr lei­den, da viel Druck auf sie aus­ge­übt wird.

Um so wich­ti­ger ist es für uns als Päd­ago­gen, den Un­ter­richt mo­ti­vie­rend zu ge­stal­ten.

In die­sem Zu­sam­men­hang wird uns das ARCS Mo­dell von John Kel­ler vor­ge­stellt. ARCS steht hier­bei für:

  • At­ten­ti­on
  • Re­le­van­ce
  • Con­fi­dence
  • Sa­tis­fac­tion

Die Auf­merk­sam­keit kann er­regt wer­den durch ei­nen span­nend Ein­stieg ins The­ma, so­wie ei­nen ho­hen An­teil an Ei­gen­ak­ti­vi­tät.

 

Be­son­ders wich­tig ist es, dass die Kin­der die Un­ter­richts­in­hal­te für sich selbst als re­le­vant er­ken­nen. Durch die ge­eig­ne­te Struk­tu­rie­rung des Un­ter­richts neh­men die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu­neh­mend ihr ei­ge­nes Po­ten­zi­al wahr und ge­win­nen so an Selbst­ver­trau­en. Durch zu­sätz­li­che Be­stä­ti­gung und Un­ter­stüt­zung der Lehr­kraft sam­meln die Kin­der Er­folgs­er­leb­nis­se.

Im An­schluss spre­chen wir über die vier ver­schie­de­nen Lern­ty­pen. Die­se wer­den im so­ge­nann­ten VARK Mo­del ver­deut­licht:

  • Vi­su­al
  • Au­di­ti­ve
  • Rea­ding/ Wri­ting
  • Ki­nesthe­tic

Wich­tig ist für uns Leh­rer die je­wei­li­gen Lern­ty­pen der Kin­der zu ken­nen, um un­se­ren Un­ter­richt dar­auf­hin pas­send zu ge­stal­ten. Be­son­ders in ei­ner Klas­se mit ho­hem Mi­gra­ti­ons­an­teil ist es von Be­deu­tung den Un­ter­richts­in­halt vi­su­ell zu un­ter­stüt­zen.

In ei­ner prak­ti­schen An­wen­dung be­spre­chen wir in Grup­pen­ar­beit, wel­che In­hal­te und Me­tho­den bei The­men wie

  • Class­room cli­ma­te
  • Com­mu­ni­ca­ti­on
  • School ac­tivi­ties

mo­ti­vie­rend wir­ken.

Am spä­ten Nach­mit­tag ma­chen wir ei­nen Aus­flug nach Obis­dos, ei­ner mit­tel­al­ter­li­chen Stadt, auf de­ren Be­fes­ti­gungs­mau­er man den Ort ein­mal kom­plett um­run­den kann. Der krö­nen­de Ab­schluss ist dann ein Fa­do-Kon­zert.

 Tag 6: Dis­se­mi­na­ti­on Plan

 

Ehe wir uns ver­sa­hen bricht schon der letz­te Kurs­tag an, der uns mit ei­ner wei­te­ren in­ter­es­san­ten Me­tho­de ken­nen­ler­nen läßt: the dis­se­mi­na­ti­on plan.

Die­ser Plan dient da­zu, die Kur­s­in­hal­te an an­de­re ge­zielt wei­ter zu ge­ben.  Wir ent­wi­ckeln dar­auf­hin nach dem vor­ge­stell­ten Mus­ter ei­nen ei­ge­nen Plan für un­se­re Er­geb­nis­prä­sen­ta­ti­on in Deutsch­land. Am En­de stel­len wir un­ser Ar­beits­er­geb­nis der Grup­pe vor und er­ken­nen, dass die Teams aus den ver­schie­de­nen Län­dern ganz un­ter­schied­li­che Schwer­punk­te an ih­re Kol­le­gen wei­ter­ge­ben wol­len.

Der letz­te Pro­gramm­punkt un­se­rer Fort­bil­dung ist die Eva­lua­ti­on. Da al­le Teil­neh­mer höchst zu­frie­den sind, ist die­ser Ta­ges­ord­nungs­punkt schnell er­le­digt und wir wer­den mit un­se­ren cer­ti­fi­ca­tes be­lohnt.

 

Zum Ab­schied stär­ken wir uns noch ge­gen­sei­tig, in­dem je­der ein Blatt Pa­pier auf den Rü­cken ge­klebt be­kommt, wel­ches mit Kom­pli­men­ten be­schrie­ben wird. En paar sehr emo­tio­na­le Au­gen­bli­cke!

Den letz­ten frei­en Nach­mit­tag nut­zen wir, um ein wei­te­res kul­tu­rel­les High­light der Re­gi­on zu be­su­chen:

Mit dem Bus fah­ren wir nach Na­za­re, ei­nem be­deu­ten­den Wall­fahrts­ort und der Stadt mit den (an­geb­lich) größ­ten Wel­len der Welt. Wir trot­zen Wind und Wet­ter, er­klim­men die stei­len Klip­pen, um uns das Spek­ta­kel nicht ent­ge­hen zu las­sen! Lei­der wer­den wir nicht von der Gischt, son­dern vom Re­gen durch­nässt.

So ver­ab­schie­den wir uns von ei­ner sehr lehr­rei­chen Wo­che in Por­tu­gal und freu­en uns dar­auf, mor­gen wie­der nach Hau­se zu flie­gen.

    S.K.